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Was in etwa so klingt wie eine Frage in einer Bar unter „Kollegen“, ist mit Sicherheit gleichzeitig eine Frage, die der ein oder andere schon einmal selbst gehört hat.
Wir finden es ist schon längst überfällig bestehende Vorurteile näher zu betrachten und am Ende auch zu entkräften. Wieso entkräften? Weil es meist das Gleiche ist mit Vorurteilen: Bei genauerer Betrachtung lösen sie sich auf.
Entsprechend möchten wir in diesem Beitrag den Wirtschaftsjuristen dem Volljuristen gegenüberstellen. Dabei geht es uns keineswegs um eine Wertung, sondern um einen Vergleich, in dem wir verschiedene Aspekte erörtern.
Wir befassen uns u.a. mit:
• der Ausbildung
• dem Karriereweg
• dem Gehalt
• der Arbeitsmarktsituation
Die Ausbildung zum Volljuristen umfasst ein Studium der Rechtswissenschaften, das in der Regel mit dem ersten Staatsexamen endet. Es folgt eine praktische Ausbildung (Referendariat), die verschiedene Stationen in der Justiz, Verwaltung und Anwaltschaft umfasst. Volljuristen erwerben dabei ein breites Wissen in allen Rechtsgebieten.
Wirtschaftsjuristen hingegen haben oft einen interdisziplinären Ausbildungsansatz, der rechtliche und wirtschaftliche Aspekte verbindet. Die Studieninhalte, in dem deutlich kürzeren Studium, umfassen neben den klassischen Rechtsfächern auch Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und spezielle wirtschaftsrechtliche Themen. Praktische Erfahrungen können durch Praktika in Unternehmen oder bei Wirtschaftsberatern gewonnen werden.

Um diese Unterschiede wissend stellt sich also vielmehr die Frage:
„Wo möchte ich später einmal beruflich tätig sein“ anstatt „Welche Ausbildung ist besser“
Auf seinem Karriereweg kann der Volljurist in verschiedenen Bereichen tätig werden und hat mehr Auswahl. Posten als Richter und Staatanwalt sind, ebenso wie der klassische Rechtsanwalt, Volljuristen vorbehalten. Den eigenen Namen auf dem Briefkopf einer renommierten Kanzlei zu sehen, dürfte bei jungen Berufseinsteigern noch immer ein angestrebtes Ziel sein. Dies unabhängig davon, ob sie direkt in einer Kanzlei oder auch bei einer öffentlichen Institution anfangen.
Wirtschaftsjuristen finden sich dafür häufiger in Unternehmen wieder, insbesondere in Rechts- und Compliance-Abteilungen und im Personal- oder Vertragsmanagement. Der Karriereeinstieg konzentriert sich auf Positionen wie Legal Counsel oder Compliance Officer. Spätere Führungspositionen wie CLO (Chief Legal Officer) oder CCO (Chief Compliance Officer) bringen zwar nicht den Namen im Briefkopf mit sich, besitzen aber auch eine hohe Reputation und sind finanziell reizvoll.
Beim Thema Gehalt ist es schwierig einen treffenden Vergleich zu finden, da hier, in jüngster Vergangenheit, eine immer größere Spanne entsteht. Einstiegsgehälter die vor Jahren noch am Anfang des oberen Drittels der hunderttausend Euro waren, bewegen sich heute teils sogar deutlich über dieser Grenze.
Entscheidend hier ist wie so oft „wo fange ich an“ und weniger „als was fange ich an“. Wobei es sicherlich zutrifft, dass Wirtschaftsjuristen, die sich Unternehmen nach dem Studium anschließen, mit deutlich weniger starten als der Volljurist in der Großkanzlei.
Spannend wird es im Karriereverlauf. Denn für die einen führt der Weg auf der Gehaltsleiter stets nach oben. Wohingegen auch der Volljurist beim späteren Wechsel aus der Großkanzlei in die freie Wirtschaft mit deutlichen Gehaltseinbußen rechnen muss.
Aktuell wird dies um so mehr befeuert, zahlt doch eine US-amerikanische Großkanzlei in der Spitze bis zu 160.000€ als Einstiegsgehalt! Chapeau…!

„Compliance und Datenschutz als Treiber der Nachfrage nach Wirtschaftsjuristen!“ Rechtsthemen die boomen: IT-Recht, Datenschutzrecht, Legal-Tech
Wie stehen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt aktuell?
Ganz klar: Sehr gut!
Nicht nur aber auch aufgrund einer alternden Belegschaft gibt es beispielsweise eine Vielzahl offener Stellen in der deutschen Justiz. Gleichzeitig sorgen Themen wie Compliance oder Legal Tech für eine verstärkte Nachfrage nach Juristen, um hier neu entstandene Positionen in den Unternehmen zu besetzen.
Es ist damit zu rechnen das auch künftig eine erhöhte Nachfrage bestehen bleibt bzw. noch weiter generiert wird. Längst nicht alle Unternehmen haben sich und ihre Rechtsabteilungen bisher entsprechend aufgestellt. Und dabei sind weitere, künftig mögliche Regelungen noch nicht einmal berücksichtigt. Orientierend an den letzten fünf bis sieben Jahren wird deutlich, die Chance (vielmehr das Risiko), dass die Anforderungen weiter zunehmen, ist sehr hoch. Ergo auch die Nachfrage.
Für Volljuristen bleibt die Nachfrage, insbesondere in spezialisierten Rechtsgebieten, aktuell stabil und die Prognose positiv. Allerdings vernehmen wir auch einen zunehmenden Wettbewerb um die besonders attraktiven Positionen!